Kennst du diese Jetzt-Oder-Nie-Momente?
In solchen Momenten gibt es kein „Irgendwann“ mehr, es gibt nur „Jetzt“ oder das wars.
In meinem Urlaub hatte ich so einen Moment.
Spontan kam mir eine riesige Idee: „Du meldest dich jetzt zum Tandemfliegen an.“
Einmal durch die Luft wie James Bond. Oder Batman!
Nie war mir vorher der Gedanke gekommen.
Nichts wie hin und nachgefragt
(Natürlich ging es in Wirklichkeit vom ersten Gedanken bis zur Tat nicht so schnell: Ich kämpfte noch gegen typische Zweifel an)
„Hi, ich hatte gestern den Wahnsinns Einfall, einmal bei euch zu fliegen. Wäre da noch was frei?“
„Klar, wie wäre es mit 16:00? Da hat eben jemand abgesagt.“
„Heute? Ehm das wird schwierig… lieber Montag, da soll das Wetter doch fantastisch werden.“
Nicht sofort, aber der Termin war festgelegt und ich hatte ein Wochenende zur Vorfreude. Die innere Verpflichtung war getan. In meinem Kopf gab es kein zurück mehr.
Das Wochenende über kribbelte es schon immer, wenn ich an den Tag dachte. Bei jedem Gleitschirm am Himmel, machte mein Herz einen Satz.
Am Morgen des Flugtages fühlte ich mich entspannt. Ich wachte voller Vorfreude schon auf und unterhielt mich am Frühstückstisch mit einigen Gästen über den anstehenden Flug.
Witze wie „Runter kommt man immer.“ waren nicht aufbauend, aber das machte mir nichts aus.
Und ab gehts
Auf dem Weg zum Treffpunkt fühlte ich mich fokussiert, aufmerksam und in freudiger Erwartung, was auf mich zukommt. Frag mich nicht, wie dieser Mix zusammenkam.
Erstmal mit der Bergbahn nach Oben aufs Nebelhorn (2224m).
Kurz noch ein paar Anweisungen, die zum Glück wirklich nicht kompliziert sind und schon bereiteten wir den Start vor. Ab in den Gürtel, alles festgeschnallt und in Startposition.
Für einen guten Start ist frontaler Wind optimal: Check! Perfekt. Schon jetzt war die Aussicht vom Berg ins Tal beeindruckend.
Der Start selbst ist ein kleiner Kraftakt. In dem Moment, in dem der Schirm spannte wurden wir 2 Schritte zurück geworfen. Von da an wirft man sich dem Widerstand entgegen und nimmt ein paar Schritte Anlauf. Nicht lange und schon berührten nur noch meine Zehenspitzen den Boden. Von da an lag ich „in den Seilen“ und begab mich voll in die Abhängigkeit von Pilot, Schirm und Laune des Windes.
Aufgrund der fantastischen Thermik an diesem Tag, stiegen wir höher und höher und ließen alles unter uns. Ich habe bis jetzt absolut keine Ahnung, woran man solche auftreibenden Stellen in der Luft erkennt. Auch egal: Die Aussicht war phänomenal.
Die komplette Berglandschaft lag uns zu Füßen. Die Welt schwebte nur so dahin und wurde immer kleiner. Riesige grüne Flächen, Bäume, Berggipfel und in weiter Ferne die Häuser und die Realität. Wunderschön, voller Freiheit und einfach intensiv.
Das einzige Geräusch ist jetzt noch die Luft, die am Schirm vorbeifliegt. Die Luft in solcher Höhe war selbst bei den hohen Außentemperaturen im Tal frostig.
Unter uns, ich bin normalerweise kein Freund von großen Höhen. Ich meide sie. Doch im Gleitschirmflug war davon nichts zu merken. Liegt es am fehlenden Bodenkontakt? Ich vermute es.
Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, bekam ich zwischendurch selbst die Kontrolle über den Schirm.
Beide Griffe fest in die Hände genommen und ein wenig zögerlich, aber bestimmt, den Landeplatz ins Visier genommen. Kurz noch ein Beweisfoto und wir wechselten wieder.
Und zwar aus gutem Grund: Unmittelbar im Anschluss, griff mein Pilot noch mal ordentlich in die Trickkiste und haute ein paar Wingover raus. Bei diesem Manöver wird der Schirm so in Schieflage gebracht, dass man selbst über diesem liegt. WOW, ADRENALIN PUR!
Am Ende des Flugs dann nach vorne lehnen und raus aus dem Sitzgeschirr. Sanft auf den Füßen landen, so cool wie James Bond.
Natürlich nicht für mich, ich landete auf den Knien. Own Style.
Da war er also wieder: Der feste Boden unter den Füßen.
3 Gründe, warum du unbedingt auch fliegen solltest
Es gibt noch mehr. Oh ja, es gibt sie.
Doch die folgenden drei Gründe sind die gewichtigsten und dürften dich, wenn du sowieso schon interessiert bist, bestimmt auf Kurs setzen.
Grund #1 Es ist total egal wie fit du bist
Die körperlichen Anforderungen für einen Tandemflug mit Gleitschirm sind sehr gering: Zwischen 25Kg und 100Kg Körpergewicht und fit genug um ca. 10 Schritte laufen zu können.
Grund #2 Es stärkt dich und deine Persönlichkeit
Kennst du das Gefühl, wenn du wirklich stolz auf etwas bist? Wenn dein Kopf frei wird und du einfach nur glücklich bist? Multipliziere das ganze x 10 und du hast einen Eindruck, wie du dich nach einem Flug fühlst. Atemberaubend.
Der Flug war auch definitiv nicht mein letzter. Ich habe kein Erlebnis in meinem Leben, das hiermit auch nur im Ansatz vergleichbar ist.
Und damit kommen wir schon zum nächsten Grund.
Grund #3 Widersprüche ergeben einen verrückten Gefühlscocktail
Flugzeug fliegen, Achterbahn fahren, usw. Alles cool. Aber selbst kombiniert nicht so actiongeladen und doch Entspannungsfördernd wie der Gleitschirmflug.
Du kannst im Einklang mit dem Wind ruhig die unfassbaren Gegebenheiten der Ortschaft und Freiheit genießen und dich im nächsten Moment in Manöver stürzen, dass dir fast schlecht wird.
Wo kannst du solche Widersprüche innerhalb von Sekunden erleben? Klar, natürlich ohne Drogen.
„Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone“
Und ein Spruch gilt auch hier tatsächlich: „Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone.“ Hätte ich mich nicht selbst überzeugt, wäre wirklich etwas verloren gegangen.
Wenn du je mit dem Gedanken gespielt haben solltest und sich dir die Möglichkeit bietet: Denk nich lange nach. Melde dich an, spätestens wenn du abgehoben bist löst sich jeder letzte Zweifel in der hohen Luft auf.
„Irgendwann mal“ ist nur ein schönerer Ausdruck für „Wahrscheinlich niemals“.
PS: Den Rest dieses Tages habe ich mich übrigens fast doppelt so viel bewegt, wie an anderen Tage. Das Adrenalin schoss nur so in die Adern und sorgte für eine dauerhafte Bewegungslust. Das wäre dann wohl noch ein weiterer Grund.
Luftige Grüße,
dein Tony!
Was war bisher dein coolstes „Extrem“- Erlebnis? Fix uns an und schreib es in die Kommentare.
Fotos im Artikel: „Flieg über deinen Schatten – 3 Gründe warum du unbedingt Paragliding probieren musst“: Vogelfrei
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